5wft Episode 6: Amphibiendelirium

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    Kackfrosch, Wagenrad, froschfotzengrün, verliebt, Fuchsschwanz (Anm. d. A.: Erinnert euch: ICH habe mit diesen Begriffen NICHTS zu tun … die wurden mir alle vorgegeben 😉 )

    Ich gönnte mir nur eine Sekunde Schadenfreude, wie er sich mit schmerzverzerrter Miene die Ohrmuschel rieb, bevor ich vorstürzte und meine Hand in seine Hosentasche rammte. Er war so überrumpelt, dass er nicht einmal zusammenzuckte, als ich den Schlüssel herausriss. Während ich blitzschnell einen Sprung zurückmachte, um aus seiner Reichweite zu gelangen, dämmerte Verständnis in seinem Blick.

    »Netter Versuch. Aber du unterschätzt meine Stärke und überschätzt meine Geduld. Wenn du glaubst, ich würde mir deine Sperenzchen noch länger gefallen lassen, hast du dich getäuscht.«

    »Du siehst ja nur, dass du verloren hast, und versuchst mich jetzt mit deinem Gequake aus der Fassung zu bringen, du KACKFROSCH!« Ich umklammerte den Schlüssel fester und überlegte, wie ich am besten um ihn herumkam, die Tür aufschloss und hinausstürzte. Vermutlich würde ich um einen vernichtenden Kick in seine Weichteile nicht herumkommen. 

    »Selbst wenn ich ein Frosch wäre, würde ich nicht kacken, denn wie bereits hundert Mal erwähnt, ist das hier überflüssig. Also ist deine armselige Beleidigung lediglich Zeichen deiner Sturheit. Treffen kannst du mich damit jedenfalls nicht.« Er verzog spöttisch die Mundwinkel. »Ich bin ein charmanter Engel, aber wenn du dich weiterhin widersetzt, werfe ich dich über die Schulter«, plapperte er weiter und bewegte sich mit raubtierhafter Sicherheit auf mich zu. 

    Mir blieb keine Zeit mehr. Ich täuschte links an und brach rechts aus, glitt an ihm vorbei und –

    Das WAGENRAD einer vollbeladenen Bierkutsche rollte über mich drüber. Sämtliche Luft verließ meine Lunge mit einem langgezogenen Stöhnen. Was zum Teufel –

    »Ah, das gefällt dir also«, raunte seine Stimme dicht an meinem Ohr. Erst da verstand ich, dass mich kein Monstertruck angefahren hatte, sondern nur dieser dämliche Wirbelsturm-Heini auf mich gesprungen war.

    »Hat dir schon mal jemand weight watchers empfohlen?«, presste ich atemlos hervor.

    Er kicherte leise, was mir seltsamerweise kleine Schauer von Gänsehaut über den Rücken jagte. »Du bist ganz grün.«

    »Kein Wunder. Du liegst auf mir.« Mittlerweile war ich mir sicher an einer mittelschweren Lungenquetschung zu leiden.

    »FROSCHFOTZENGRÜN, um genau zu sein.«

    »Wie bitte? Woher willst du wissen, wie eine Froschdame an der … ach, vergiss es.«

    »Schlüssel her«, forderte er ungerührt, ohne den Druck von meinem Rücken zu nehmen. Im Gegenteil, er schien es sogar recht gemütlich zu finden, so wie er auf mir herumwurstelte und dabei wie zufällig mit den Knien meine Oberschenkel auseinander drückte, bis ich wie ein verdammter, plattgewalzter Seestern unter ihm lag.

    »Falls ich noch einen Beweis gebraucht hätte, dass das ein ganz mieser Traum ist, wäre es jetzt so weit. Ein Engel, der über die genitale Färbung von Amphibien Bescheid weiß, gibt es nur in meinem Kopf.«

    »So gut bist du nicht, dass du mich dir ausdenken könntest. Ich bin real. Möchtest du einen Beweis?«

    »Ähm, nein, kein Bedarf«, warf ich schnell ein. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie dieser Beweis aussehen würde.

    »Angst?«, konterte er prompt und dummerweise schlug mein Herz so hart gegen meine Rippen, dass er es vermutlich durch meinen Rücken spüren konnte, so eng wie er sich an mich presste. Dieser notgeile Sack von einem Afterlife-Guide. 

    Ich lachte gekünstelt. »Davor, dass du mir ins Ohr sabberst? Ja, davor fürchte ich mich tatsächlich.«

    Seine Lippen streiften die empfindliche Haut hinter meinem Ohr und ich schüttelte mich vor … ähm … Faden verloren … Unbehagen? Ja, genau, das wars.

    »Man könnte meinen, du wärst in mich VERLIEBT, so heftig wie du auf mich reagierst.«

    »Ach herrje. Du hast nicht wirklich viel Erfahrung mit Mädchen, oder? Ich meine, dadurch erklärt sich, dass du seit ein paar Millionen Jahren Single bist. Aber du weißt schon, dass wenn jemand auf deine körperliche Nähe mit Brechreiz reagiert –«

    »Nervosität!«, unterbrach er mich prompt.

    »So schnell verliebt sich doch keiner!«

    »Liebe auf den ersten Blick«, konterte er triumphierend und ich schnaubte.

    Als ich nicht antwortete, weil ich mich zu stark darauf konzentrieren musste, seinen lauwarmen Atem an meinem Hals auszublenden, räusperte er sich. »Der Beweis meiner Lebendigkeit befindet sich übrigens in meiner Hose, die du vorhin so interessiert gemustert hast.«

    Ich schüttelte den Kopf, so gut es eben mit einem zentnerschweren Engel auf dem Rücken ging. »Bitte, könnten wir diesen widerlichen Part einfach auslassen?«

    »Ein FUCHSSCHWANZ«, rief er triumphierend aus.

    »Du schleppst eine Säge in der Hosentasche mit dir herum?« Gings eigentlich noch mehr psycho? Was wollte mein Unterbewusstsein mir damit sagen?

    Er kicherte leise. »Nicht doch …«

    Ich fühlte, wie er auf mir herumrutschte und ächzend an seiner Hose herumnestelte. Panisch sand ich ein Stoßgebet zum lieben Gott, an den ich bis vor zwei Sekunden noch nicht geglaubt hatte. Doch er nahm wohl auch Last-minute-Konvertierer an, zumindest geschah nichts weiter, als dass kurz darauf ein plüschiger Silberschweif vor meinen Augen baumelte.

    »Polarfuchs.«

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