5wft Episode 4: Mindestens eine Apokalypse

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    Nachttopf, Eifersucht, Flammen, Glasvase, Mauseloch

    »Willst du vielleicht erst einmal diese Rose annehmen?« Er wedelte mit der perfekt roten Blume vor meinen Augen herum. »Meine Damen erhalten sie immer als Zeichen meiner Aufmerksamkeit.«

    Sprachlos glotzte ich zuerst die Rose und dann Cimaron an. »Hältst du dich für den Bachelor?«

    Errötete er da tatsächlich? Ach Gottchen, war er wohl auch noch bescheiden? Das war ja nicht auszuhalten? Noch weniger erträglich war es, dass er mit dem rosa Schimmer auf den Wangen total niedlich aussah. Ich musste mich zusammenreißen, ihn nicht in die Bäckchen zu zwicken und duziduzi zu machen. 

    »Ich bin in der Tat Junggeselle. Es ist ja auch schwierig, die Herzensdame zu finden, wenn man immerzu auf Mission ist.«

    »Oh je, du Äääärmster. Man reiche mir den NACHTTOPF.« Gestochen reden konnte ich auch. 

    Nun wirkte er vollkommen perplex. »Wozu? Dort wo wir hingehen, sind so irdische Beschwernisse wie … lingling … hinfällig.«

    Ich prustete gegen meinen Willen los, was ihn noch weiter zu verwirren schien. »Dann kann ich wohl nicht tot sein«, erklärte ich, als ich mich zu guter Letzt beruhigt hatte. »Ich verspüre definitiv Brechreiz. Und zwar schon seit ich dich das erste Mal sah.«

    Er winkte lächelnd ab. »Das sind Schmetterlinge im Bauch. Vermutlich bist du noch nie einem derart schönen Mann begegnet …«

    »Wo ist der Kotzkübel?«, beharrte ich und schielte nach seiner Hand, die locker in seiner Hosentasche ruhte. Dort war der Schlüssel – mein Ticket in die Freiheit. Es konnte doch nicht so schwer sein, da heranzukommen. Wie gebannt beobachtete ich, wie seine Finger sich unter dem Leder sichtbar auf- und abbewegten. Entweder hatte er den Schlüssel sehr gern, oder diese Lederhose besaß ein strategisch günstiges Loch in der Hosentasche. Wie Onkel Willis Feinripp-Unterhosen mit Eingriff. Ich verspürte auch nach Jahren noch das Bedürfnis, mir die Augen auszureißen, nachdem ich ihn einmal unfreiwillig in seiner beinahe nackten Pracht gesehen hatte. Ich schauderte. Aber Cimaron spielte derweil unbeeindruckt weiter mit seinen … What the –

    »Sag mal, bist du schon sehr lange Junggeselle?«

    »Ein paar Jahrhunderte vielleicht …«

    »Ah so. Hör zu, ich verstehe ja, dass dich dann der Anblick einer jungen … Irdischen« (ich verschluckte mich fast an dem Wort) »scharf macht, aber irgendwie finde ich das jetzt doch unpassend.«

    Er hielt verdutzt inne. »Ich bin keineswegs scharf.«

    »Da möchte ich dir nicht widersprechen.«

    »Nein, du verstehst nicht. Ich fühle mich üblicherweise zu reiferen Frauen hingezogen. Du bist doch sehr kindlich und unreif. Nicht im Geringsten mein Geschmack.«

    Also, das war ja wohl die Höhe. Er spielte sich ganz offensichtlich an seinem … Lingling herum, und die einzige Person außer ihm hier, war ich. Unreif oder nicht. »Du lügst.«

    »Würde mir nicht einfallen. Deine Großmutter zum Beispiel war eine sehr charmante Person. Schade, dass du nicht mehr von ihr geerbt hast.«

    »Oma Gertrude?« Okay, jetzt wurde das Ganze lächerlich. »Du hast recht, sehr elegant, wie sie immer das Gebiss mit diesem schmatzenden Sabbergeräusch an den Gaumen gedrückt hat. Und ihre lilastichtige Föhnwelle hat mittlerweile schon fast wieder was Cooles.«

    »EIFERSUCHT steht dir überhaupt nicht.«

    »Weißt du, was dir nicht steht?« Ich hatte ja gehofft, ihm einen gezielten Tritt in seine Weichteile zu verpassen und dann »dein Gesichtsausdruck« zu rufen, aber er war schneller. Er war sogar verdammt schnell. In einer Nanosekunde klebte er an mir und seine Lippen neigten sich bedrohlich zu mir herunter. Mein Bein, das ich gerade noch zum Tritt erhoben hatte, platzierte sich genau zwischen seinen. Ich musste mich an ihm festhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Natürlich nutzte er die Gelegenheit und presste sich in voller Länge an mich. Vermutlich glaubte er selbst, dass er mich nur vor dem Stürzen bewahrte.

    Ooooh no, Mister! Wer meine Oma ins Spiel brachte, hatte einfach mal verschissen, Lederhose oder nicht. Wobei ich gestehen musste, dass ich mir Oma sehr gut vorstellen konnte, wie sie diesen Knackhintern tätschelte und dabei meckernd lachte. Ahhhh… schreckliche Bilder! Ich würde sie mit satanistischen FLAMMEN aus meinem Gedächtnis brennen müssen.

    »Falls du denkst, ich würde mich einfach so von dir küssen lassen, muss ich dich enttäuschen. Ich bin zu jung für dich. Ein paar Jahrhunderte, um genau zu sein, du Tattergreis«, flüsterte ich total überzeugend gegen seine Lippen.

    Er lächelte nur. »Nimmst du nun diese Rose?«

    »Nein!«, rief ich beinahe schon panisch. Er konnte es ja nicht ahnen, dass ich auf jegliche Romantik mit einer extremen Allergie reagierte. Bestimmt bekam ich schon Ausschlag.

    Er runzelte die Stirn. »Das gehört aber nun mal dazu.« Er versuchte, sie mir in die Hand zu drücken, aber ich wich zurück, bis die Wand mich wieder stoppte.

    »Ich habe aber keine … GLASVASE.« Okay. Peinlichste Ausrede aller Zeiten. Die Art, wie er nun spöttisch die Augenbraue hochzog, verriet, dass er mich durchschaut hatte. Wo war das nächste MAUSELOCH? Ach, was, ich brauchte ein Erdbeben. Eine Apokalypse. Mindestens.

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