5wft Episode 12: Süßes Stückchen

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    Satellit, Rickys Pop Pop Pop Sofa, Crispschokolade, Donaudampfschiffahrtsgesellschaftskapitän, Waldmeister.

    »Ich mag dich auch. Sehr«, kreisten Cimarons Worte wie ein SATELLIT in meinem Kopf herum, während er lüstern die Zimtschnecken in der Auslage beäugte.

    »Ich liebe Schnecken.«

    »Ich find sie eklig«, brummte ich. »Schleimige Scheißerchen. Wo wir gerade dabei sind, du küsst –«

    »Perfekt. Bleiben schon mehr Schneckchen für mich.« Er griff über die Verkaufstheke und angelte sich eine ganze Handvoll Teilchen aus der Auslage.

    Ich schnappte nach Luft. »Das ist Diebstahl!«

    Er verharrte mitten in der Bewegung und sah mich bedeutungsschwer an. »Und wie sollte ich deiner Meinung nach bezahlen? Wir sind unsichtbar, das bekommt keiner mit. Oder hast du schon jemals davon gehört, dass ein Engel und eine Tote wegen Törtchenklaus verurteilt wurden? Außerdem habe ich kein Geld.«

    »Du bist doch ein Engel, zauber halt Geld.« Ich kniff die Augen zusammen. »Oder kannst du nicht mal das?«

    »Nein, denn Geldherstellung ist illegal, Miss Moral.« Er gab mir einen Nasenstüber. Ich hasste es. Vor allem, was diese komische Berührung in meinem Magen auslöste. Ich sage nur: Schmetterlingsplage! Fürch-ter-lich!

    »Das ist doch nur eine lahme Ausrede. In Wahrheit bist du ein Kuchendieb und ein unfähiger Engel.«

    »Ich raube höchstens Herzen.« Er blinzelte so treuherzig, wie sein Artverwandter, der Dachshund. »Und Jungfräulichkeit, bist du eigentlich no–«

    »Ricky!«, fiel ich ihm ins Wort. Er runzelte fragend die Stirn. »Der Typ, mit dem ich … also … auf seinem … So…fa …« Ich brach ab, weil es so erbärmlich war.

    »RICKYS POP POP POP SOFA?«, sang er mit einem diabolischen Funkeln in den Augen. »Wir haben natürlich alle Kanäle auf den höheren Ebenen, damit wir wissen, was in der Welt gerade so angesagt ist. Ich habe auch alle Folgen Beverly Hills gesehen.«

    »Im Ernst jetzt? Diesen Scheiß guckst du?«

    »Ich hatte viel Zeit. So ganz ohne … Jungfrauen …«

    »Mir wird schlecht, wenn du das nochmal sagst«, drohte ich.

    Er biss in sein Schokocroissant und verdrehte genießerisch die Augen. »Oh Goooooott … das musst du probieren! Die haben CRISPSCHOKOLADE verwendet. Es ist or-gas-misch!«, nuschelte er mit vollem Mund. Ein kleines Stückchen geschmolzene Schokolade klebte an seinem Mundwinkel und ich war hin- und hergerissen, ihn den ganzen Tag mit seinem Schokomäulchen herumlaufen zu lassen oder es ihm abzulecken. Ach Mist!

    Er schluckte und das Croissant war verschwunden. Mit nur einem Bissen. Seine geheimen Talente lagen eindeutig im schluckenden Bereich … 

    »Entschuldige. Ich vergaß, du hattest ja noch nie einen Orgasmus.«

    Von wegen ablecken, ich würde ihm den Mundwinkel eindellen, bis er ihm zum Hinterkopf wieder herauskam. Mit meiner Faust! Der Gedanke stimmte mich schon heiterer.

    »Ach, Cindarella, da sieht man mal wieder, wie realitätsfern Seifenopern als Lehrmittel für das menschliche Leben sind. Man muss nicht unbedingt als Stripperin arbeiten, um ein erfülltes Sexualleben zu haben.«

    »Ah?« Er beugte sich neugierig vor. »Erzähl mehr.«

    Verdammte Kacke. »Weißt du eigentlich, dass DONAUDAMPFSCHIFFFAHRTSGESELLSCHAFTSKAPITÄN das längste deutsche Wort ist?«

    Er schüttelte den Kopf und verschlang ein Stück Sahnetorte. Wurden Engel eigentlich fett? »Es ist eine Eigennamenkomposition und die längste, bekannte ist Donaudampfschifffahrtselektrizitätenhauptbetriebswerkbauunterbeamtengesellschaft. Und du lenkst ab.«

    »Das Wort gibts nicht!«, stritt ich sofort ab.

    »Steht so im Guinessbuch. Eclair?«

    »Nein danke. Ich bin schon satt vom Zusehen.«

    »Du bist satt, weil du tot bist. Es geht um den Genuss. Ich mach dir einen Vorschlag, Elfi. Ich habe deinetwegen das Protokoll gebrochen, jetzt will ich meine unfreiwillige Auszeit auch ein wenig genießen. Wir können also jetzt entweder weiterstreiten, oder wir machen uns eine nette Zeit hier und gehen dann auf die nächste Ebene.«

    »Du hast gesagt, du magst mich.« Ich zerpflückte ein Blätterteigteilchen.

    »Engel lügen nicht.« Cimaron verschlang ein Hefeteilchen.

    »Warum?«

    Er zuckte mit den Schultern. »Lügen ist schlecht.«

    »Ich meinte, warum du es gesagt hast.«

    Seine Finger pickten meine Blätterteigkrümel auf und ich verbat mir eisern, ihnen auf ihrem Weg zu seinem Mund zu folgen. Weder mit Blicken noch mit … sonst was. 

    »Dylan hätte es so gesagt, wenn er Kelly davon überzeugen will, ihm seinen x-ten One-night stand mit Brenda zu verzeihen.«

    »Du spielst Beverly Hills nach? Mit mir?« Ausgerechnet! Ich war ja wohl Anti-soap-opera-deluxe!

    »Nein, ich orientiere mich nur an dem, was ihr jungen Dinger so als sexy Herzensbrecher anseht.«

    »Okay. Und wie würdest du mich rumkriegen wollen, wenn du Cimaron und nicht Dylan wärst?« Oh je. Ich hätte besser nicht gefragt. 

    Das Funkeln in seinen Augen verriet Ungutes. »Mit Ahoi-Brause.«

    »Wie bitte?«, rutschte es mir heraus. 

    Er nickte heftig. »WALDMEISTER!« 

    Und als ich ihn weiterhin nur dämlich anglotzte, beugte er sich ein wenig vor, bis mich seine Haarspitzen kitzelten. »Das prickelt wirklich herrlich auf der Zunge und …« Er leckte mir über den Hals. Da war er wieder, Cimaron, der Berhardinermischling. »… überall.«

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