5wft Episode 37: Plan F

8
809

Superheldencape, Elefantenjagdverein, Badeschaum, Klopapierrollenpuppe, Beiwagenmaschine

»Und wie willst du auch nur den Zuteilengel dazu bringen, uns anzuhören?«, sprach Cimaron meine Zweifel aus. »Du kennst doch die Regeln sogar besser als ich und hast es selbst gesagt, es gibt kein Zurück.«

»Ach … ich brauche kein SUPERHELDENCAPE um wahrhafte Wunderdinge zu vollbringen.«

Ich verdrehte die Augen. Dieser Eselkeks war wirklich noch mehr von sich selbst überzeugt als Cimaron, was ich zuvor für unmöglich gehalten hätte. Andererseits schien es unsere einzige Chance zu sein, bei der wir nicht alle drei (denn Eselkeks steckte eindeutig als unser Komplize mit im Sack) in der Hölle endeten.

»Wie ist es eigentlich so da unten. Gibts da vielleicht eine kleine, halb so schlimme Sonderhölle für Selbstmörder?«, fragte ich beklommen. Wollte ich das wirklich wissen?

»Ah … also, wie es da unten tatsächlich ist, wissen wir natürlich nicht, ist ja nicht so, als ob wir da ab und zu Urlaub machen würden. Und es ist keiner je wieder zurückgekommen …«

»Vielleicht, weil es ihnen da unten so super gut gefällt?«, schlug ich mit zitternder Stimme vor. Besser ich bereitete mich postitiv auf das Ende vor.

Cimaron warf mir einen mitleidigen Blick zu. Er war zwar nur kurz, aber ich hatte ihn eindeutig bemerkt. Dann schlang er seinen Arm um mich und sagte: »Genau. Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Immer schön warm, keiner von den Typen hat einen Stock im Arsch – es sei denn er möchte das … äh … also jedenfalls kenne ich einige klasse Kerle, die es nach da unten verschlagen hat …«

»Und wer wäre das?«

»Ähm … also, da wäre Rumsal mit dem allerhöchsten Met-Killcount, der säuft echt jeden unter den Tisch … und Ananel – der kann sogar bekifft noch Regenbogen pinkeln …«

Heute konnten mich nicht einmal die bekloppten Engelsnamen oder ihre bekloppten Fähigkeiten aufheitern.

»Und von den Menschen?«, fragte ich nach einer Pause.

»Na jaaaa… das wäre dann wohl eher der ELEFANTENJAGDVEREIN«, trompetete Eselkeks dazwischen. »Kinderschänder, Tierquäler und Verursacher von Weltkriegen …«

»Eselkeks hat keine Ahnung, wovon er redet. Ich kenne mich da viel besser aus. Schließlich war zuletzt ziemlich dicht an dem Sektor tätig.«

»Ich dachte Eselkeks ist der Überreder der Unwilligen.« Ich schielte auf seinen Waffengürtel. Den hatte ich ganz vergessen, je länger ich Zeit mit dem blonden Engel verbrahte. Dabei sollte ich vielleicht echt mehr auf der Hut sein … Andererseits … wer konnte Eselkeks schon ernsthafte ernst nehmen?

»Eigentlich … sind wir das beide. Nur ich war vorher mal etwas anderes. So. Wollen wir nun Eselkeks‘ schwachsinnigen Plan in Angriff nehmen?«

»Bleibt uns eine Wahl? Gehen wir zum Haus von meinem Vater zurück und folgen dem größten Idioten von uns dreien.«

Eselkeks schmollte. Ich hörte Cimaron förmlich »Ge-ni-tiv« brüllen, aber er hielt sich zurück. Offenbar machte er sich echt große Sorgen um mich. Zu recht! Innerlich war ich ein Wrack. Es besorgte mich ja sogar, dass ich die beiden Engel mit ins Unglück riss. Wäre ich brav mit Cimi auf Ebene Minus Schlagmichtot gegangen, hätte er seine Beförderung bekommen und Eselkeks wäre nie aufgetaucht.

Der Gedanke brodelte ungut in meinem Magen. Hatte ich mir nach all dem irdischen Drama nicht wenigstens ein geruhsames Nachleben auf einer Wolke verdient? Konnten Engel echt so oberflächlich sein, dass ihnen die Wahrheit total egal war und sie nur darauf aus waren, möglichst wenig Arbeit mit uns Erdenkindern zu haben und nebenher möglichst viel Kuchen zu futtern?

Ich beobachtete die beiden Angehörigen der höheren Art vor mir, wie jeder beim Gehen versuchte, die Flügel des Anderen zu überdecken. Die Antwort lag ja wohl auf der Hand. Leider. Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie Eselkeks Cimaron herausforderte, eine Wanne voll BADESCHAUM in einem Zug auszusaufen. Auf dem geistigen Niveau waren diese zwei Superhelden. Engel! Pah!

Ich beschloss, mich nicht ausschließlich auf die beiden zu verlassen. Wenn alles den Bach runterging, wollte ich nicht hilflos ausgeliefert sein. Bisher hatte ich ja auch einiges erreicht, indem ich die Sache selbst in die Hand genommen hatte. Es wäre gut, wenn ich in irgendeiner Form bewaffnet wäre – nur so für alle Fälle. Aber Eselkeks Arsenal würde ich erstens niemals unbemerkt stehlen können und zweitens war das Zeug so riesig, dass ich es niemals heimlich mit mir herumtragen könnte. Kurz überlegte ich, mir einen Rock zuzulegen und mich dann auf Eselkeks‘ Breitaxt einfach draufzusetzen wie eine von diesen KLOPAPIERROLLENPUPPEN auf den Hutablagen von Rentnern … Aber dann fanden die Worte Axt und Draufsitzen in meinem Kopf zueinander und ich verwarf den Gedanken wieder. Ich würde mir eine kleine, handliche Waffe zulegen. Ein Messer oder zumindest einen Brieföffner. Das war eine Waffe für eine Lady wie mich … die sich schon an einem Blatt Papier tödliche Schnittwunden zufügen konnte.

Als wir wieder beim Haus meines Vaters ankamen, öffnete sich das Garagentor und seine bonbonrote BEIWAGENMASCHINE knatterte heraus. Obwohl beide einen Helm trugen, erkannte ich Pablos Kaffeebohnenaugen und Papas roten Stiernacken ohne Zweifel.

»Die hauen ab!«, schrie ich. »Was machen wir jetzt?«

Eselkeks schüttelte den Kopf und auch Cimaron musterte mich mit schlecht verhohlenem Spott. »Jetzt, Elfilein, vergessen wir endlich mal, dass du ein Mensch bist … warst … und fliegen den beiden hinterher. Es wäre doch gelacht, wenn du nicht bald mal richtig fliegen lernen würdest!«

»Aber … aber … ich hab doch keinen … Penis!« Ich hatte Flügel sagen wollen. Ganz, ganz ehrlich!!!

8 Kommentare

  1. ??????? keinen Penis? Schon klar ,ach du bist echt eine Granate!

    Mein Wort ist… Luftkissenboot
    Vielen Dank für deine Geschichten, und euch ein schönes langes Wochenende

  2. ???welch ein Versprecher. Das nimmt ja langsam Wendungen an die wirklich unerwartet sind….. bin gespannt wer es wirklich war.

    Mein nächstes Wort: Weihnachtsmannfigurine ?

  3. Schon lange nicht mehr nach gelesen, dabei kannte ich die Anfänge schon – na dann wird es dringend Zeit für mein Wort: Nachholbedarf

  4. Klasse! 🙂 Ich liebe diesen Blog-Roman.
    Bisher war ich eine stille Mitleserin, aber das soll sich jetzt ändern. 🙂
    Ich schlage vor: Warentrenner ?

Kommentieren Sie den Artikel

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein